Inklusive, diverse Kommunikation bildet Menschen in ihrer Vielfalt ab. Sie verweigert den Tunnelblick, hinterfragt und übersieht nicht. Sie lädt ein und gibt gleichberechtigt Stimme, Gesicht und Zugang. Kommunikation wird von Menschen gemacht, die in Redaktionen sitzen, Marketing-Entscheidungen treffen und aus Wort und Bild Botschaften stricken. Und genau diese Menschen sind für eine Kommunikation, die Gleichberechtigung im Blick hat, ausschlaggebend. Aber was können sie tun, damit es nicht nur beim Gendersternchen bleibt?

Eine kleine Anekdote zum Einstieg: Seit über zehn Jahren arbeite ich in und mit PR- und Marketing-Teams. Ich berate und schreibe. In meinem ersten Agenturjob habe ich für einen Kunden PR-Bilder mit flirty Frauen und Karrieretypen schießen lassen. Alle weiß, jung, normschön und ohne Behinderung – der Klassiker. Heute wären hier gleich mehrere Red Flags in die Höhe geschossen. Dennoch: Es geht nicht nur darum, was kommunikativ am Ende rauskommt. Wir müssen da ansetzen, wo Kommunikation gemacht wird: Bei uns. Aber wie?
1. Mutig sein
Empathisch und mit Gleichberechtigung im Blick zu kommunizieren erfordert Mühe. Es gibt keine Schablone für inklusive Kommunikation. Ständiges Lernen gehört genauso dazu, wie Fehler zu machen. Und das braucht manchmal einiges an Mut. Hinzu kommt: Wer im Team vorschlägt, zu gendern oder mehr Vielfalt in Bildwelten zu bringen, wird leider gerne mal belächelt. Deswegen ist es umso wichtiger, dass ihr dranbleibt. Sucht euch Verbündete, macht es vor und macht es besser. Weil sich ohne Mut leider selten was ändert.
2. Die eigenen Grenzen anerkennen
Obwohl ich mich in meiner Arbeit für inklusive Kommunikation stark mache, weiß ich: Ich bin keine Expertin für Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen anderer. Inklusive Kommunikation ist deswegen eine wunderbare Übung, um die eigenen Grenzen anzuerkennen und auf andere zu verweisen, die es besser wissen – und oft schon jahrelang Bildungsarbeit leisten. Empfehlt diese Menschen, lernt von ihnen. Denn Demut und Mut sind das dynamische Duo für alle, die inklusive Kommunikation vorantreiben möchten.
3. Learning By Listening
Es ist schon angeklungen, einen eigenen Punkt verdient es trotzdem: Das Lernen – und Verlernen. Ein Beispiel: Sexistische Werbung. Seit Jahrzehnten schreit sie uns von Werbetafeln und Magazinseiten entgegen – und blieb lange vom gesellschaftlichen Kollektiv geduldet. Dank zahlreicher Aktivist:innen und Organisationen wie Pinkstinks wird sexistische Werbung heute immerhin laut kritisiert – auch wenn sie leider in Deutschland noch nicht verboten ist. Die Werbe- und Kommunikationsbranche muss nicht nur Sexismus verlernen, sondern auch die Selbstverständlichkeit, mit der eine Vielzahl von Menschen kommunikativ ausgeschlossen und übersehen wird. Der erste Schritt dahin ist es, die berühmt-berüchtigte eigene Bubble zu verlassen und zuzuhören. Zum Beispiel Laura Gehlhaar, die Unternehmen in Sachen Inklusion berät. Oder Malcolm Ohanwe und Marcel Nadeem Aburakia, die in ihrem Podcast „Kanackische Welle“ über Themen wie kritisches Weißsein sprechen.
4. Eingefahrene Prozesse hinterfragen
Jeder Arbeitsalltag steckt voller Routinen und vermeintlicher Best Practices. Und was elegant-automatisch von der Hand geht, wird meist am wenigsten hinterfragt. Zum Beispiel, wenn es um die Suche nach Markenbotschafter:innen oder Influencer:innen geht. In der Regel wird hierbei nach Menschen gesucht, die nicht nur zur Zielgruppe passen, sondern vor allem eine hohe Reichweite mitbringen. Das katapultiert regelmäßig dieselben Kandidat:innen ganz nach oben auf die Prioritätenlisten großer Marken. Und die Erfahrung zeigt: Die „üblichen Verdächtigen“ sind tendenziell ein recht homogenes Trüppchen. Es lohnt sich also, einen Blick darauf zu werfen, wer in solchen Prozessen ignoriert wird – und den Suchradius entsprechend zu erweitern.
5. Walk The Talk
Was draufsteht, muss auch drinstecken: Achtet nicht nur auf inklusive Kommunikation nach außen, sondern lebt diese auch intern. Zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Agenturen oder Freelancer:innen: Arbeitet ihr vornehmlich mit Männerrunden? Werden kommunikative Entscheidungen vor allem von Menschen gefällt, die mehrheitlich weiß sind, keine Behinderung haben und denselben kulturellen Hintergrund mitbringen? Dann ist es Zeit, das zu ändern. „Diversity is being invited to the party. Inclusion is being asked to dance,” sagt Inklusions-Trainerin Verna Myers. Also, teilt das Tanzparkett.
Inklusive Kommunikation wird oft nicht als essenziell, sondern lediglich als „nice to have“ betrachtet – und deswegen nur halbherzig und oberflächlich umgesetzt. Auch wenn niemand von Anfang an perfekt ist, klappt es langfristig nur, wenn Diversität und Inklusion als Geschäftsziele und Unternehmenswerte verankert sind. So kommen sie nicht nur in der Kommunikation, sondern auf allen Ebenen zum Ausdruck. Tragt das Thema nach oben. Die Zeit ist mehr als reif.